Grundlagen der psychologischen Bearbeitung
Die psychologische Bearbeitung geht von dem aus, was immer wiederkehrt und sich nicht löst, aber von der sprechenden Person dennoch immer wieder umkreist wird – letztlich von der Dualität des Lebens(1) und aller Beziehungen.
Die psychologische Bearbeitung ist lacanianisch ausgerichtet, jedoch keine lacanianische Analyse(2), auch wenn sie zuweilen dazu werden kann.
Der Anspruch („demand“), das Sagen und das Sprechen („speech“) des Sprechenden(3), basieren auf psychoanalytischen Überlegungen zur Linguistik(4), Neuropsychoanalyse(5), sowie zum Hören und Zuhören(6) des hörenden Anderen.
Psychische Belastungen und Störungen können sowohl auf neuronaler als auch sprachlicher Ebene als dysfunktionale kognitiv-emotionale oder neuronale Netzwerke beschrieben werden(7). In den Netzwerken sind die Lebenserfahrungen, Lebensprobleme, Gefühle und Überzeugungen „in Worte“ gefasst(8), die etwas Erinnertes erzählen und etwas nicht ohne weiteres Erinnerbares erklingen lassen.
Indem das erworbene Wissen(9) (des individuelle Bedeutungslexikons (10)) erschöpfend bearbeitet wird, und zunehmend mehr davon ausgesprochen werden kann, was man träumt(11), denkt und fühlt(12), gelangt man ins freie Sprechen(13), das Freud als freie Assoziation bezeichnet(14).
Dieses Sprechen basiert nicht länger nur auf dem, was man bewußt erinnert und weiß, und was benannt werden kann(15), sondern auch, wie man es benennt, in Artikulation, Intonation und Mehrdeutigkeit(16); wie man zwischen aufgaben- und leitungsorientiertem Denken (DAN), Tagträumen, Reminiszenzen sowie persönlich relevanten episodischen Erinnerungen (DMN) hin und her wechselt(17) und über die Zeit hinweg zu seinem eigenen, aber soziale verbundenen Denken und Fühlen gelangt(18).
Dieses Sprechen erweitert das Bekannte(19).
Es kann als ein Wissen im Klang der Stimme (Artikulation und Intonation) betrachtet werden (phonologisches Lexikon(20); prosodisches Lexikon(21)), das über das Anklingen/Artikulieren neue Verbindungen im mentalen Lexikon entstehen lässt(22). Dieses kann über die bewusste und bereits bekannte Bedeutung eines Wortes und damit eines Sachverhaltes, einer Frage, eines Problems hinausgehen(23), weit hinaus gehen(24), und es kann Wirkung geben(25).
Das wiederholte, sich erschöpfende Durcharbeiten ist Arbeit der sprechenden Person.
Kurieren und Heilen ist dabei nicht Aufgabe und Ziel des Durcharbeitens. Vielmehr lindert sich mit der Zeit die anfänglich erlebte Entfremdung, das altbekannte Wissen des Ich stört das Sein, das Erklingen des Subjektes, nicht länger, und im besten Falles kommt es zur Separation von jedem So-Sein sollen(26), und vielleicht zu einem Endpunkt, zu einer Wahrheit in Bezug zum eigenen Begehren(27).
„Speech alone is the key to that truth [of desire].” (Lacan, 1997, S. 172(28)).
Der Eine lässt sich sprachlich erklingen – mit der Zeit -, der Andere hört so gut er eben kann(29).
Aber: “The length of [their] therapy ranged between nine months and 16 years”(30).
Und: “Basically, what I’m trying to say is, that no matter how many years the patient spends on the analyst’s couch, no matter what therapeutic effects are produced, no matter how profound the patient’s understanding of psychoanalytic theory, if there is no conversion to desire, then it is tantamount to analysis having never taken place.”
“Entering into the world of desire requires a radical ethical change.”
“The cultural and intellectual aspects of psychoanalysis are therefore of little importance.”
“Once this radical ethical change takes place, it’s impossible to go back to our old ways as if nothing had ever happened.”
“That’s the true act of psychoanalysis.”(31)